Bis zum Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags gilt für Online-Glücksspielanbieter eine Übergangsphase. Diese gilt bis zum Juli 2021. Ab dann gilt ausschließlich der neue Glücksspielstaatsvertrag. Die Übergangsphase wurde im vergangenen Monat von den Regierungen der einzelnen Bundesländer beschlossen und ermöglicht den Anbietern von Online-Poker sowie Online-Casinospielen sich schrittweise den neuen Richtlinien zu nähern.
Anbieter von Online-Pokerplattformen wie PartyPoker, Unibet, 888 oder PokerStars aber auch diverse Online-Casinos sehen sich mit zahlreichen Änderungen und neuen Regulierungen konfrontiert, die sie möglichst schonend an die Kunden weitergeben müssen. Doch nicht nur die Regierungsvertreter, sondern auch einige Vertreter der Online-Glücksspielbranche sehen die neuen Regulierungen positiv.
Deutliche Einschränkungen im Angebot der Online-Casinos
Die neuen Regulierungen des ab Juli 2021 gültigen neuen Glücksspielstaatsvertrages werden die Online-Glücksspielbranche massiv verändern. So wird in Bezug auf das Angebot von Online-Pokerplattformen das bei vielen Spielern beliebte Multi-Tabling, also das gleichzeitige Spielen an verschiedenen Tischen, nicht mehr in der herkömmlichen Form möglich sein, sondern auf maximal vier Tische beschränkt werden. Die neuen Richtlinien betreffen das Spielen in Online-Casinos aber noch weitaus mehr. Neben einem monatlichen Einzahlungslimit von 1.000 Euro pro Spieler wird auch der maximale Spieleinsatz pro Runde auf einen Euro gedrosselt. Bisher konnte teilweise mit bis zu 100 Euro pro Walzendrehung gezockt werden. Ebenso ist jedes in Deutschland lizensierte Online-Casino dazu verpflichtet, einen sogenannten „Panik-Button“ zu installieren. Wird dieser durch den Spieler bei beispielsweise zu hohen Verlusten getätigt, schließt sich der Spieler mit sofortiger Wirkung für die nächsten 24 Stunden von jeglichen Glücksspielaktivitäten aus. Kontrolliert werden diese Vorgaben unter anderem durch eine neue Sperrdatei, in der jeder Spieler bei der Anmeldung bei einem Online-Glücksspielbetreiber registriert wird.
Klassische Casino-Tischspiele in Zukunft außen vor: Bisher punkteten Online-Casinos im Vergleich zu landbasierten Spielbanken vor allem durch ihr unfassbar breites Angebot. Neben einer gigantischen Vielfalt an Automatenspielen, die die der Spielbanken meistens weit übertreffen, gab es auch eine breite Auswahl an Live-Tischspielen. Dazu gehörten zum Beispiel diverse Varianten von Poker, Roulette oder Black Jack ohne 1€ Einsatzlimit. Vor allem ausgezeichnete Online Casinos für Roulette Fans sind bei Spielern hoch im Kurs. Landbasierte Casinos sind allein schon aus Platzgründen auf eine bestimmte Anzahl an Spieltischen begrenzt. Zukünftig dürfen Online-Casinos laut dem neuen Glücksspielstaatsvertrag allerdings klassische Tischspiele und Slot-Automatenspiele nicht mehr parallel anbieten. Das Angebot der Online-Casinos reduziert sich mit dem Wegfall der Live-Tische daher deutlich. Weiterhin im Angebot befinden sich hingegen Sportwetten, Online-Poker sowie Automatenspiele. Zum aktuellen Zeitpunkt erscheint eine Rückkehr der Live-Tische eher unwahrscheinlich. Ob Live Spielautomaten wie im Hard Rock Casino erlaubt sind, ist bisher ebenfalls nicht bekannt. Gerüchten von Branchenkennern zufolge sei es aber durchaus möglich, dass die staatlichen Lottogesellschaften diesen Bereich in Zukunft übernehmen könnten. Daraus resultierte bereits zum jetzigen Zeitpunkt die Befürchtung, dass damit ein noch stärkeres staatliches Glücksspielmonopol geschaffen wird.
Branchenvertreter befürworten die neue Glücksspielregulierung
Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag wird von der Bundesregierung ein weiterer Schritt gegen illegales beziehungsweise nicht-lizensiertes Glücksspiel im Internet unternommen. Die neuen Richtlinien sind daher für alle Betreiber von Online-Glücksspiel verpflichtend, die eine Lizenz für den deutschen Online-Markt erhalten möchten. Dennoch sind die Reaktionen aus der Branche auf die neuen Richtlinien fast durchweg positiv. So kommentierte beispielsweise Shay Segev, CEO von GVC Holdings, die Änderungen in der Glücksspielregulierung in einer Pressemitteilung auf der Unternehmenswebseite mit Zuversicht:
“Die Einführung des zwischenstaatlichen Vertrags und der Übergangsphase bringt lang erwartete Klarheit in die Zukunft der Online-Glücksspielregulierung in Deutschland. Diese Entwicklung ist zu begrüßen, ebenso wie die größere Sicherheit und Detailgenauigkeit, die sie für den Betrieb unter dem neuen Lizenzierungssystem bietet. Die Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen für verantwortungsbewusste, lizenzierte Betreiber ist letztendlich gut für die deutschen Verbraucher, den Konzern und die Branche insgesamt. Dies stärkt auch unsere Position als weltweit am stärksten regulierter und verantwortungsbewusster Betreiber in unserer Branche. Wir freuen uns darauf, auf unserem marktführenden Angebot in Deutschland aufzubauen und unseren Kunden die besten Spielerlebnisse unter den neuen rechtlichen Rahmenbedingungen zu bieten.”– Shay Segev, CEO der GVC Holdings Pressemitteilung auf der offiziellen Webseite der GVC Holdings
Insgesamt kann durchaus ein positives Fazit gezogen werden. Schließlich werden die neuen Wettbewerbsbedingungen für alle seriösen Anbieter von Online-Glücksspiel, den Ruf der Branche sowie vor allem für die Endkunden einen positiven Einfluss haben. Inwieweit das problematische Spielverhalten einiger Betroffener aber wirklich effektiv eingeschränkt wird, bleibt abzuwarten.
