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40 Mio. Euro - Betfair im Streit wegen Wettsteuer

Paddy Power Betfair ist ein bekannter Sportwettenanbieter, der in Deutschland aktuell aber kaum noch eine Rolle spielt. 2012 hatte sich der Onlinebuchmacher aus dem deutschen Markt zurückgezogen, wenn auch nicht ohne Grund. Denn seit 2012 werden in Deutschland auf Sportwetten Steuern erhoben. Die fünfprozentige Wettsteuer war für das Unternehmen mit Firmensitz in Dublin aber zu viel, ein weiteres wirtschaftliches Engagement lohnte sich in Deutschland nicht mehr. Trotzdem sind für das Jahr 2012 noch Steuerschulden vorhanden, die Betfair aber nicht zahlen will. Es droht ein Rechtsstreit.

Handtücher mit Betfair-Logo gestapelt auf einem Haufen
Paddy Power Betfair spielt in Deutschland noch kaum eine Rolle. © Paddy Power Betfair.

Wettsteuer rechtlich nicht gerechtfertigt?

40 Millionen Euro – diese nicht gerade geringe Summe soll der Wettanbieter Paddy Power Betfair dem deutschen Fiskus noch schuldig sein. Dies zumindest behauptet das deutsche Finanzamt, denn obwohl Betfair sich im Laufe des Jahres 2012 vom deutschen Sportwettenmarkt verabschiedete, wurden zu Anfang des Jahres noch Umsätze generiert. In Deutschland muss jeder Sportwettenkunde mit Wohnsitz in Deutschland eine fünfprozentige Wettsteuer auf den Bruttoeinsatz oder Bruttogewinn abführen, und das unabhängig davon, ob der Wettanbieter seinen Firmensitz in Deutschland oder im Ausland führt. Die Abführung der Steuer an das Finanzamt muss allerdings nicht durch den Kunden, sondern durch das Unternehmen erfolgen. Wie Wettanbieter dies umsetzen, bleibt den Unternehmen überlassen. Die meisten Sportwettenanbieter ziehen die fünfprozentige Wettsteuer direkt vom Einsatz ab, bei anderen müssen Kunden diese nur bei einem Gewinn zahlen. Nur wenige Unternehmen wie beispielsweise Tipico legten die Wettsteuer nicht auf Kunden um, sondern zahlen diese aus eigener Tasche. Der Wettanbieter Betfair hatte gegen den Bescheid des deutschen Finanzamts bereits Einspruch eingelegt und zog gar vor das Hessische Finanzgericht. Dort wurde der Einspruch allerdings abgelehnt und die Wettsteuer bzw. die Steuerschuld für rechtskräftig erklärt. Akzeptieren will dies Paddy Power Betfair aber nicht.

“Das Unternehmen wendet sich entschieden gegen die Grundlagen des Steuerbescheids, weshalb wir nach Beratung mit unseren juristischen Beratern und Finanzexperten zuversichtlich in die Berufung gehen werden.”

Deutschland nicht einziges Land mit Steuerforderungen

Deutschland ist indes nicht das einzige Land, welches aktuell steuerliche Zahlungsforderungen an Paddy Power Betfair stellt. Jüngst wurde bekannt, dass der Wettanbieter allem Anschein nach auf dem griechischen Fiskus Steuern in Höhe von 15 Millionen Euro schuldig sei – inklusive Zinsen und Bearbeitungsgebühren, die Griechenland für die Jahre 2012 bis 2014 berechnet. Ein Sprecher von Betfair gab Anfang 2019 allerdings bekannt, dass das Unternehmen seine Steuerschulden in Griechenland kürzlich beglichen habe. Ob dies tatsächlich der Fall ist, dies ist bislang nicht bekannt. Auf weitere finanzielle Forderungen wird einer der größten Sportwettenanbieter der Welt aber sicherlich verzichten können, denn auch abseits von Steuerschulden hat Betfair mit zahlreichen finanziellen Forderungen zu kämpfen. Die britische Glücksspielbehörde verurteilte das Unternehmen beispielsweise 2018 zu einer Strafzahlung von 2,5 Millionen Euro. Grund soll gewesen sein, dass Betfair seine Kunden auf der Webseite nicht ausreichend vor den Gefahren beim Glücksspiel gewarnt habe, wozu Glücksspielanbieter aber rechtlich verpflichtet sind.

Betfair mit Problemen an der Börse

Die aktuell schwierige Lage von Betfair war vor drei Jahren allerdings noch gar nicht abzusehen. Erst 2016 fusionierte Betfair mit Paddy Power. Es war einer der größten Firmenzusammenschlüsse der Sportwettenbranche, die es jemals gegeben hat. Insgesamt ging es bei der Fusion um acht Milliarden Euro. Angesichts solcher Zahlen erscheinen die Millionenforderungen von Staaten und Behörden eher marginal. Doch der Wert des Major Players sinkt seit einiger Zeit, was sich insbesondere an der Börse manifestiert. Anfang 2016 kostete eine Aktie von Paddy Power Betfair PLC noch 140 Euro. Aktuell kann eine Aktie des Sportwettenanbieters bereits für unter 70 Euro gekauft werden, das sind Einbußen von über 50 Prozent. Neben den in der jüngsten Vergangenheit eher schlechten Meldungen über Betfair sind es aber auch die vielen Unsicherheiten auf den europäischen Sportwettenmärkten, die Anleger verunsichern. Noch längst ist nicht klar, in welchen Ländern sich die Liberalisierung des Sportwettenmarkts endgültig durchsetzen wird. Deswegen leiden auch andere Wettanbieter wie Tipico oder QVC Holding enorm an der Börse. In der zehn-Jahres-Wertung kann die Aktie von Paddy Power zwar noch immer ein beachtliches Plus von 15,1 Prozentpunkten vorweisen, Experten bewerten das unmittelbare Anlagerisiko aber als hoch. Bei Betfair dürfte man sich angesichts dieser Aussichten kaum freuen. Vielleicht mag auch dies ein Grund sein, weswegen man sich beim Sportwettenanbieter für einen Neustart entschied. Seit Kurzem können nämlich auch deutsche Kunden wieder bei Betfair wetten, das sich sogar Michael Ballack als Testimonial gesichert hat. Dort fungiert Ballack nun als offizieller Markenbotschafter und eigenem Blog, in dem der ehemalige DFB-Kapitän aktuelle Themen des Fußballs diskutiert. Wie erfolgreich diese Marketingoffensive sein wird, bleibt abzuwarten.

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