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Finnland: Ende des Monopols?

Im Rahmen eines Webinars der EGBA haben Branchenexperten die Monopolstellung in Finnland kritisch analysiert. Der skandinavische Staat ist eines der wenigen Länder auf dem europäischen Kontinent, das weiterhin an einem staatlichen Glücksspielmonopol festhält und privaten Anbietern den Markteintritt verwehrt. Nach Ansicht der teilnehmenden Experten spiele diese Art der Regulierung dem Schwarzmarkt in die Karten, da ein Großteil der finnischen Spielergemeinde trotz eines Online-Angebots im unregulierten Bereich des Online-Glücksspiels zocken würden.

Ein Pferderennen im Schnee.
Der staatliche Glücksspielanbieter Veikkaus darf nach den neusten Bestimmung der finnischen Regierung nur noch Werbung für seine Sport- und Pferdewettangebote schalten. (©Pietro Mattia/Unsplash)

Glücksspiel in staatlicher Hand

Seit dem Jahr 2017 gibt mit es Veikkaus auf dem finnischen Glücksspielmarkt nur noch einen erlaubten Anbieter. Zuvor war die hiesige Branche zwar auch in staatlicher Hand, allerdings konnte die finnische Spielergemeinde zwischen drei unterschiedlichen Anbietern auswählen. Aus wirtschaftlicher Sicht sei der Zusammenschluss der drei ehemaligen Unternehmen ein Fiasko für die finnische Glücksspielbranche. Zu diesem Schluss sind die Branchenexperten im Webinar der EGBA gekommen.

EGBA. Die EGBA (The European Gaming and Betting Association) ist die in Brüssel ansässige Glücksspielbehörde des Staatenbundes und vertritt die führenden Online-Glücksspiel- und Wettanbieter, die lizenziert und reguliert sind. Sie arbeitet mit internationalen und europäischen Regulierungsbehörden sowie mit anderen Interessengruppen zusammen, um einen regulierten und kanalisierten Online-Glücksspielmarkt zu schaffen. Im Fokus steht dabei ein hohes Verbraucherschutzniveau.

Jari Vähänen vom Beraterkonzern Finnish Gambling Consultants und Ed Birkin von H2 Gambling Capital präsentieren diesbezüglich die aktuellsten Zahlen des hiesigen Glücksspielmarktes, dem die Experten keine rosige Zukunft prognostizierten. So seien seit der Fusion der drei Anbieter die Umsätze von Jahr zu Jahr spürbar zurückgegangen. Auch für das aktuelle Jahr seien die Spielerträge weiterhin auf dem absteigenden Ast.

In einer gemeinsamen Erörterung versuchte sich der Expertenkreis darin, die genauen Gründe für den schwächelnden Glücksspielmarkt ausfindig zu machen. Auch wenn nach Ansicht der Insiderinnen und Insider die Monopolisierung längst nicht mehr zeitgemäß sei, sei diese kein automatischer Indikator für eine schwächelnde Wirtschaftssituation. Allerdings sei auffällig, dass sich die finnischen Spielerinnen und Spieler vermehrt im Online-Segment zocken würden. Im Jahr 2019 habe der staatliche Monopolist Veikkaus rund 40 Prozent seiner Gesamteinnahmen über den Online-Markt generiert. Nach dem jüngsten Interimsbericht für das laufende Jahr sei dieser Anteil sogar auf 65 Prozent gestiegen.

Scheitert der Kanalisierungsauftrag?

Offizielle Zahlen über die Verteilung zwischen digitalem und analogem Glücksspiel gibt es aufgrund der Monopolstellung nur von Veikkaus selbst. Dennoch erheben auch andere Branchenakteure auf die gleiche Art und Weise statistische Fakten. So besagen etwa die Zahlen der H2 Gambling Revenue, dass 40-prozentige Anteil der Gesamteinnahmen durch den Online-Markt nicht allein auf Veikkaus zurückzuführen seien.

Vielmehr würden immer mehr finnische Spielerinnen und Spieler in ausländischen und nicht lizensierten Online-Casinos zocken, die nach finnischem Recht offiziell illegal sind. Rund 30 Prozent der Spielergemeinde würden bereits 2016 außerhalb des staatlichen Monopolisten gespielt. Für das laufende Jahr gehen die Experten von 35 Prozent aus – Tendenz steigend.

Diese Entwicklung sei besorgniserregend, da die Verschiebung des Spielerverhaltens den Schwarzmarkt beflügle und den Kanalisierungsauftrag gefährde. Zwar verfügen viele ausländische Online-Casinos über eine gültige Lizenz und seien im Gesamtkontext nicht dem Schwarzmarkt zuzuordnen, dennoch gibt es auch Anbieter, die ohne Konzession agieren. Dadurch ergebe sich eine unkontrollierbare Gefahr für die Spielergemeinde. Derzeit liege die Kanalisierungsrate in Finnland bei 65 Prozent. Der Quervergleich zum europäischen Durchschnitt, der 75 Prozent aufweise, verdeutlicht, dass der finnische Glücksspielmarkt seinen Auftrag nicht erfüllen kann.

Durch Liberalisierung zum Ziel? In Großbritannien und Italien liege laut den Zahlen der H2 Gambling Revenue die Kanalisierungsrate bei über 80 Prozent. Beide Märkte verfolgen einen liberalen Ansatz und haben den Online-Glücksspielmarkt für private Anbieter geöffnet. Voraussetzung: Eine staatliche oder europäische Lizenz sowie die Erfüllung der vorgegebenen Qualitätsstandards.

Restriktionen statt Liberalisierung

Viele europäische Länder haben in jüngster Vergangenheit ihre Glücksspielgesetzgebung den modernen Gegebenheiten angepasst und das Online-Glücksspiel unter bestimmten Bedingungen legalisiert. Dadurch soll der Schwarzmarkt entscheidend zurückgedrängt und der Fokus verstärkt auf den Spielerschutz gelenkt werden. Finnland scheint weiterhin nichts von dieser Strategie zu halten und hat zuletzt mit weiteren Restriktionen unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass der Glücksspielmarkt in staatlicher Hand bleibt.

Abschottung. Veikkaus darf laut den jüngsten Restriktionen nur noch Werbung für Sport- und Pferdewetten schalten. Zudem gelten für das gesamte Angebot des staatlichen Monopolisten Einsatzlimits – sowohl digital als auch landesbasiert. Weiterhin stehe ein neues Gesetz in den Startlöchern, das ausländische Anbieter effektiver vom eigenen Markt fernhalten soll. Als Vorbild diene die Schweiz, die mittels einer „schwarzen Liste“ illegale Online-Casinos blockiert.

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