Die Spielbank Bad Neuenahr hat eine neue Heimat im ortsansässigen Bahnhof gefunden. Zunächst hatten mehrere Medien über die Standortwahl im historischen Gebäude berichtet, ehe die Spielbank selbst die Meldung per Pressemitteilung bestätigte. Das ehemalige Zuhause des Casinos war das Kurhaus von Bad Neuenahr, das allerdings im Zuge der Flutkatastrophe im Sommer 2021 fast vollständig zerstört wurde. Bereits kurz nach den Überflutungen war abzusehen, dass eine Rückkehr in die alte Wirkungsstätte nicht möglich ist.
Eröffnung im Sommer 2022 geplant
In der Pressemitteilung spricht die Spielbank Bad Neuenahr GmbH & Co. KG von einem Interims-Casino, das in den nächsten drei Jahren sein Quartier im ortsansässigen Bahnhof beziehen wird. Exakt so lang soll der bereits unterzeichnete Mietvertrag andauern. Der neue Standort liegt in der Innenstadt, die im vergangenen Sommer von den zerstörerischen Wassermassen verschont geblieben ist.
Historisches Gebäude. Das Bahnhofsgebäude in Bad Neuenahr wurde im Jahr 1879 erbaut und blickt entsprechend auf eine ereignisreiche Historie zurück. Aus diesem Grund steht das gesamte Gebäude unter Denkmalschutz. Wie die Spielbank berichtet, habe der aktuelle Eigentümer das Bauwerk von der Deutschen Bahn erworben und an moderne Standards angepasst. So seien unter anderem haustechnische Installationen vorgenommen worden. Der Bahnhof diene der Spielbank als ideale Übergangslösung, da er sich in zentraler und attraktiver Lage befindet. Spielende könnten dank guter Anbindung problemlos mit Bus und Bahn anreisen. Gäste-Parkplätze sollen auch die Anfahrt per Auto erleichtern.
Insgesamt fasst der Bahnhof rund 1.000 Quadratmeter Fläche. Für die Wiederöffnung plant die Spielbank, jeweils zwei Tische für Roulette und Blackjack aufzustellen. Zudem werden rund 80 Spielautomaten auf der Spielfläche zugegen sein. Einen Ausbau des Spielangebots schließt Michael Seegert, geschäftsführender Gesellschafter der Spielbank Bad Neuenahr GmbH & Co. KG, dabei nicht aus. Sollte alles nach Plan laufen, werde das Casino seine Pforten im kommenden Sommer eröffnen. Die Übernahme finde dagegen bereits im März statt.
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Fluten zerstören Kurhaus
Das Kurhaus in Bad Neuenahr diente bis zur Zerstörung durch die Flutkatastrophe als Wirkungsstätte der hiesigen Spielbank. Das traditionsreiche Gebäude wurde von den Wassermassen so arg in Mitleidenschaft gezogen, dass eine Rückkehr der Spielbank schnell ausgeschlossen wurde. Große Teile der Fassade wurden komplett zerstört. Über 50 Prozent des Bauwerks waren lange Zeit einsturzgefährdet und wurden durch das Technische Hilfswerk stabilisiert, ehe ein Abriss beschlossen wurde. Ähnlich erging es auch dem Verwaltungsgebäude der Spielbank, das durch die Wucht der Wassermassen halbiert wurde. Der Sachschaden belief sich auf ungefähr acht Millionen Euro.
Dreiste Aktion. Das Chaos und die Zerstörung rund um die Spielbank nutzen drei Männer für eine dreiste Aktion. Sie betraten das beschädigte Kurhaus in einer Nacht-und-Nebel-Aktion und stahlen Jetons im Wert von 125.000 Euro. Diese versuchten sie dann im nahgelegenen Casino am Nürburgring gegen Bargeld umzutauschen. Ein Mitarbeiter bemerkte jedoch den Betrugsversuch und schaltete die Polizei ein. Der Fall landete dann schlussendlich auf dem Tisch der Staatsanwaltschaft Koblenz.
Den Neuanfang habe die Spielbank laut Seegert genutzt, um das Interior auf den neusten Stand zu bringen. So böten die neuen Spielautomaten modernste Branchenstandards:
„Wegen der kompletten Zerstörung der Angebote im Kurhaus wird in dem neuen Standort mit einem völlig neuen Automatenangebot begonnen, was die Möglichkeit bietet, jetzt die weltweit modernsten und attraktivsten Geräte verschiedener Hersteller anzubieten.“– Michael Seegert, geschäftsführender Gesellschafter der Spielbank Bad Neuenahr GmbH & Co. KG Offizielle Pressemitteilung der Spielbank Bad Neuenahr
Umweltkatastrophe fordert Menschenleben
Die Jahrhundertflut hat nicht nur das Kurhaus in Bad Neuenahr zerstört hinterlassen. Die reißerischen Wassermassen suchten sowohl Regionen in Nordrhein-Westfalen als auch Rheinland-Pfalz heim. Ganze Städte, Dörfer und Landstriche wurden unter Wasser gesetzt. Dabei wurden nicht nur Existenzen zerstört. Die Jahrhundertflut forderte sogar 135 Menschenleben.
Bis heute wird untersucht, wie die Umweltkatastrophe derartige Ausmaßen annehmen konnte. Dabei lassen die Verantwortlichen keinen Stein auf dem anderen. So geht etwa in Erftstadt die Polizei gegen den Betreiber des hiesigen Tagebaus vor. Ihm wird vorgeworfen, maßgeblich an der Entwicklung der Flutmassen beteiligt gewesen zu sein.
Baugefährdung. In Erftstadt ist es während der starken Regenfälle zu einem Abbruch einer Kiesgrube gekommen, die einen Erdrutsch herbeiführte und die Wassermassen in einen reißerischen Fluss verwandelte. Der Tagebaubetreiber soll eine Mitschuld für diesen Abbruch tragen. Derzeit werde nach Medienberichten gegen den Mann ermittelt. Konkret stehe der Verdacht der Baugefährdung sowie ein Verstoß gegen das Bundesberggesetz im Raum.
