besteonlinecasinos.co

Mordprozess wegen Spielsucht

Eine 47-jährige Frau soll die eigene Mutter ermordet haben, um die eigene Spielsucht zu befriedigen. Am zweiten Verhandlungstag im Paderborner Landgericht sind nun neue Details an die Öffentlichkeit geraten. Laut Angaben eines Beamten soll die Angeklagte Sandra N.-L. einen Schuldenberg von über 170.000 Euro durch Sportwetten angehäuft haben. Um die ausufernde Finanzsituation in den Griff zu bekommen, soll sie immer wieder auf Kredite zurückgegriffen haben. Ihre 76-jährige Mutter war eine ihrer vielen Geldgeber. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeklagte die Schulden beim Opfer loswerden wollte. Ihr droht nun eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes.

Polizeiauto mit angeschaltetem Blaulicht.
Die Polizei fand das Mordopfer Karin N. im September 2019 tot in ihrem Bett auf. (©fsHH/Pixabay)

Massive Gewalteinwirkung als Todesursache

Im Rahmen des zweiten Verhandlungstages des Mordprozesses haben neue Informationen die Situation rund um die Angeklagte aufleuchten lassen. Das Tötungsdelikt an ihrer eigenen Mutter hatte die Ermittler der Polizei bis dato größtenteils im Dunkeln gelassen.

So soll Sandra N.-L. nach derzeitiger Informationslage zunächst versucht haben, die 76-jährige Karin N. mit Medikamenten zu vergiften. Für den Fall, dass die Präparate nicht ihre volle Wirkung entfalten, habe sie mehrere Kissen auf den Kopf ihrer Mutter gedrückt und sich mit ihrem Körper daraufgesetzt, um den Tod durch Erstickung herbeizuführen.

Darüber hinaus soll Sandra N.-L. während des Tathergangs mit einer Nachttischlampe auf den Kopf ihrer Mutter eingeschlagen haben. Die dabei entstandenen Wunden an Kopf und Gesicht sollen zu einer Verblutung geführt haben. Mit den Scherben der zerstörten Lampe habe die Angeklagte im Anschluss sieben zum Teil tiefe Schnittverletzungen an den Oberschenkeln ihrer Mutter zugefügt.

Was waren die konkreten Tathintergründe? Sandra N.-L. soll wohl bei Sportwetten viel Geld verzockt haben. Im Zuge ihres spielsüchtigen Verhaltens habe sie über 90 Konten besessen, die mit unterschiedlichen Kreditquellen gedeckt wurden. Einige Finanzspritzen kamen dabei von ihrer eigenen Mutter. Gleichzeitig habe die Angeklagte auf ein üppiges Erbe gehofft.

Bruder als Nebenkläger anwesend

Der Bruder der Hauptangeklagten tritt beim Mordprozess als Nebenkläger auf und ließ über seinen Anwalt Klemens Wirth verlauten, dass es ihm wichtig sei zu erfahren, wie der tatsächliche Tathergang ablief. Die gesamte Situation sei für die Familienangehörigen des Opfers nicht einfach zu verarbeiten.

Markus N. habe nur einen Kilometer entfernt von seiner Mutter gewohnt und ein gutes Verhältnis zur ihr gehabt. Mindestens einmal die Woche soll er sie besucht haben. Er wurde misstrauisch, als sie nicht mehr auf seine Anrufe reagierte. Als er ins Haus ging, um nach dem Rechten zu schauen, sei das Schlafzimmer seiner Mutter abgeschlossen gewesen. Zudem soll es verbrannt gerochen haben. Mit der Hilfe eines Nachbarn und einer Brechstange habe er sich schließlich Zugang zum Schlafzimmer verschaffen können.

Im Sumpf der Spielsucht

Ein Finanzermittler der Polizei zeigte am zweiten Verhandlungstag auf, welche Ausmaße die Spielsucht der Angeklagten über die Jahre angenommen hat. So soll sich die 47-Jährige in einem Zeitraum von fünf Jahren mit rund 173.000 Euro verschuldet haben. Zeitgleich habe sie eine Hypothek auf das Haus aufgenommen, in dem sie mit ihrem Ehemann Ralf L. und ihrer Mutter lebte. Die finanzielle Situation der Angeklagten sei dabei die Konsequenz einer seit 2014 aufkeimenden Spielsucht. In aller Regelmäßigkeit soll sie hohe Beträge auf den Ausgang von Sportbegegnungen gesetzt haben. Im Fokus standen dabei Partien im Tennis.

Ehemann zuvor tatverdächtig. Ehemann Ralf L. ist ein bekannter TV-Tierarzt und Schwiegersohn des Opfers. Nach der Tat wurde er zunächst von den Mordermittlern der Polizei verdächtigt und musste rund 99 Tage in U-Haft verbringen, ehe er durch die mangelnde Beweislage freikam.

Laut den Aussagen des Finanzermittlers haben die Ausgaben, die für die Sportwetten getätigt wurden, in keinem normalen Verhältnis zu den Einnahmen der Angeklagten gestanden. Der Nettoverdienst von Sandra N.-L. habe um die 2.000 Euro betragen. Während der Verhandlungen soll der Beamte geschildert haben, dass in der Anfangszeit rund 10.000 Euro jährlich in die Wetten geflossen seien. In der Zeit vor dem Tötungsdelikt sollen es bis zu 70.000 Euro an Wetteinsatz gewesen sein.

Rolle des Ehemanns noch unklar

Ein großes Fragezeichen wirft in den anhaltenden Ermittlungen der Ehemann der Angeklagten auf. Ralf L. wurde zwar nach seiner U-Haft wieder entlassen, dennoch steht sein Mitwirken in diesem Mordfall weiterhin im Raum. Aussagen seiner mittlerweile geschiedenen Ehefrau belasten ihn schwer. Im Zuge der Ermittlungen sagte Sandra N.-L. gegenüber den ermittelnden Polizeibeamten, dass ihr Ex-Mann sie zum Mord gezwungen habe.

Ehepaar unternahm Fluchtversuch. Ralf L. beteuert zwar weiterhin seine Unschuld, die Ermittler nehmen jedoch weiterhin an, dass der bekannte TV-Tierarzt irgendwie in diesem Gewaltverbrechen verwickelt ist. Nach der Tat waren er und die Hauptangeklagte in den Süden des Landes geflohen. Auf dem Weg verursachte Sandra N.-L. einen schweren Autounfall auf der A3 bei Nürnberg.

zum Seitenanfang