Der Baccarat-Dealer Mhing Zhang wurde wegen seiner Beteiligung an einem Betrug mit dem Volumen über eine Million US-Dollar zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Der 32-Jährige hatte im MGM National Harbor Casino in Maryland gearbeitet und dort mit einem Partner ein groß angelegtes Betrugsprogramm umgesetzt. Neben der Haftstrafe muss Mhing Zhang auch die Betrugssumme zurückzahlen.
Zhang kommt glimpflich davon
Angeklagt wurde der Baccarat-Dealer Mhing Zhang wegen Verschwörung zum Transport gestohlener Gelder, nachdem er beschuldigt wurde, mit einem Mitverschwörer zusammengearbeitet zu haben, um ein Betrugsprogramm zu organisieren. Am Donnerstag wurde nun das Urteil vom Bezirksrichter aus Maryland, Paul W. Grimm, verkündet.
- Mhing Zhang arbeitete als Baccarat-Dealer im MGM National Harbor Casino in Maryland
- Über eine Million US-Dollar hat er mit einem Mitverschwörer erbeutet
- 18 Monate muss Zhang dafür ins Gefängnis
- Zudem muss er die vollen 1.046.560 US-Dollar zurückzahlen
Der 32-jährige Mhing Zhang muss 18 Monate im Gefängnis verbringen. Nach dem Verlassen der Haft wird Zhang für drei Jahre unter Aufsicht entlassen. Im Rahmen einer Vereinbarung bekannte er sich im September 2018 zur Verschwörung zur Beförderung gestohlener Gelder in einem Fall schuldig. Die Staatsanwaltschaft errechnete, dass das MGM National Harbor Casino, in dem Zhang arbeitete und den Betrug durchführte, durch dessen Machenschaften 1.046.560 US-Dollar verlor. Diese Summe muss er ebenfalls zurückzahlen.
Damit kommt der ehemalige Baccarat-Dealer noch relativ glimpflich davon. Laut der Associated Press hätte Zhang bis zu fünf Jahre im Gefängnis verbringen können. Aufgrund der Zusammenarbeit mit den Behörden und dem Geständnis fällt die Haftstrafe jedoch geringer aus.
“Die Staatsanwaltschaft hat den Namen des Veranstaltungsortes, in dem der Betrug stattgefunden hat, nicht bekanntgegeben. Recherchen der Associated Press haben ergeben, dass es sich um das MGM National Harbor Casino nahe Washington, D. C. handelt.”
Baccarat bei High Rollern beliebt
Ähnlich wie beim Black Jack werden beim Baccarat die Hand des Dealers und die Hand des Spielers verglichen, die verschiedene Punktwerte aufweisen. Jede Karte hat einen anderen Punktwert und die Spieler platzieren Wetten darauf, welche Hand am ehesten an neun Punkte, der höchstmöglichen Punktzahl bei Baccarat, heranreicht.
Beim Baccarat ist es möglich, das Ergebnis jeder einzelnen Baccarat-Hand mit nahezu perfekter Genauigkeit vorhersagen, wenn man die Reihenfolge der Karten kennt. Die Einsätze müssen dann nur entsprechend platziert werden. Weil Baccarat einen relativ niedrigen Hausvorteil aufweist und keine großen Fertigkeiten der Spieler erfordert, ist es unter High Rollern zu einem sehr beliebten Spiel geworden.
Dass man sich mit dem Wissen über die kommenden Karten einen erheblichen Vorteil verschaffen kann, ist bei anderen Kartenspielen zwar ähnlich. Allerdings wurde Baccarat auch dank des niedrigen Spieltempos und der hohen Einsätze Ziel von Betrugssystemen oder unerlaubter Vorteilsnahme. Dass das nicht unbedingt faires Spiel und sogar illegal ist, hat auch Phil Ivey erleben müssen, obwohl er nicht wirklich betrogen hat.
Phil Ivey hat die kleinen Unterschiede an den Rändern der Karten zu seinem Vorteil genutzt. Die Karten waren teilweise defekt bzw. unterschiedlich abgenutzt, wodurch Ivey Karten mit hohen von solchen mit niedrigen Werten unterscheiden konnte. Das wird auch als „Edge Sorting“ bezeichnet und war natürlich ein erheblicher Vorteil gegenüber dem Casino.
Im Fall von Phil Ivey ließen die Casinos dies nicht auf sich sitzen. Das Crockfords Casino in London und das Borgata Casino in Atlantic City gingen vor Gericht und bekamen Recht. Ivey erhielt die Gewinne aus dem Crockfords gar nicht erst ausgezahlt. In einem langjährigen Rechtsstreit zwischen Ivey und dem Borgata ging der Pokerprofi ebenfalls als Verlierer hervor und musste 10,1 Millionen US-Dollar an das Borgata Casino zurückzahlen.
“Viele Spieler sehen dies als sogenanntes Vorteilsspiel, wie sie auch das Kartenzählen beim Black Jack bewerten. Andere – allen voran die Casinos – halten dies jedoch für Betrug.”
Einfaches Betrugsprogramm fliegt auf
Das System für den Baccarat-Betrug im MGM National Harbor war hingegen relativ einfach und erforderte kein Können a la Phil Ivey. Zhang informierte einen Mitverschwörer, der bisher noch ungenannt ist, wenn er als Dealer am Baccarat-Tisch eingeteilt wurde. Das Prozedere, um die Reihenfolge der Karten dem Mitverschwörer mitzuteilen, war genial einfach. Es wurden keine geheimen Zeichen vereinbart oder sonstige ausgeklügelte Tricks verwendet, sondern das Kartendeck wurde einfach fotografiert. Zhang hat einen großen Teil des Decks sichtbar auf dem Tisch ausgebreitet, sein Mitverschwörer hat ein Foto geschossen.
Daraufhin legte Zhang das Deck ungemischt in die Kartenbox – auch bekannt als „card shoe“ –, in der die Karten vor dem Austeilen aufbewahrt werden. Da der Partner von Zhang nun die kommenden Karten kannte, konnte er große Einsätze platzieren, als der offengelegte und ungemischte Teil des Decks ins Spiel kam. Über sein Wissen und seine Teilnahme an diesem Betrug, der bereits 2017 umgesetzt wurde, hat Zhang die Ermittler zunächst angelogen. Erst ein Jahr später hat er die Vorwürfe gestanden.
Zwischen Juli und September 2017 war Zhang angeblich mit Mitverschwörern in einem anderen Casino in Maryland anwesend, um auch dort das Betrugssystem umzusetzen. Mutmaßlich traf sich Zhang sogar mit einem Mitverschwörer in einem Hotel in der Nähe dieses zweiten, ungenannten Casinos, um zu lernen, wie man an dem Betrugssystem teilnimmt. Während dieses Meetings erhielt Zhang einen ersten Anteil über 1.000 US-Dollar. Später verlangte er mehr Geld. Wie viel er erhalten hat, ist nicht bekannt. Ob er die Verluste in Höhe von einer Million US-Dollar aufbringen kann, ist noch unklar. Zhang hat zumindest erst einmal 18 Monate Zeit, darüber nachzudenken.
“Von allen bekannten Betrugsfällen, die in Etablissements der MGM Resorts International stattfinden, kommen etwa 63 Prozent in einem Casino vor: dem MGM National Harbor. Damit ist das Casino wahrscheinlich das Casino in den USA, in dem am meisten betrogen wird.”
