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Niederlande mit Vorbildfunktion für Liberalisierung von Online-Glücksspiel

In Deutschland ist man mit den westlichen Nachbarn aus den Niederlanden nicht immer einer Meinung, vor allem wenn es um Fußball geht. Sportlich hatten die Oranje öfter das Nachsehen. Doch es gibt auch Bereiche, in denen die Holländer den Deutschen weit voraus zu sein scheinen, so beispielsweise beim Glücksspiel. Bereits im Februar hatte das niederländische Parlament bereits einer grundsätzlichen Liberalisierung des Glücksspielmarktes zugestimmt. Untermauert wird diese Entscheidung parallel von einer Untersuchung, die sich intensiv mit den Vorteilen und Nachteilen des Online-Glücksspiels auseinandersetzte und sicher auch für die deutsche Politik interessant sein dürfte.

Leeres Vortragszimmer mit Stühlen und Whiteboard.
In einem Vortrag von Dr. A.J. van Rooij wurde eines klar: Die Vorbehalte gegen Online-Glücksspiel, speziell bezüglich des Risikos von Spielsucht, sind nicht korrekt – ganz im Gegenteil. (©Bildquelle)

Online-Glücksspiel in vielerlei Hinsicht attraktiv

In Deutschland sind es fast immer ähnliche Gründe, die angeführt werden, wenn es darum geht, warum der Glücksspielmarkt nicht liberalisiert werden sollte. Immer wieder weisen deutsche Politiker auf die Gefahr von Glücksspielsucht hin. Im Internet sei es schwierig, problematisches Verhalten zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu treffen, gerade wenn Glücksspiel von privaten und gewinnorientierten Unternehmen angeboten wird und nicht unter staatlicher Aufsicht steht. Studien oder andere Nachweise für diese Behauptung fehlen aber – zumindest bislang. Denn in den Niederlanden hat die dortige Glücksspielaufsicht Kansspelautoriteit auf Geheiß der Regierung eine umfassende Untersuchung zum Thema Online-Glücksspiel durchgeführt. Konkret ging es um die Aufgabe, einen ganzheitlichen Überblick darüber bereitzustellen, welche Vorteile und Nachteile zu erwarten sind, wenn Glücksspiel liberalisiert würde, wie es im Februar vom niederländischen Parlament bereits beschlossen wurde. Die Ergebnisse sind erstaunlich. Präsentiert wurden die Ergebnisse in einem Vortrag, der zwar nicht öffentlich zugänglich war, dessen Kernaussagen aber online verfügbar sind. Vorgetragen wurden die Ergebnisse im Trimbos Institute von Dr. A.J. van Rooij, dem Projektleiter der Institutsabteilung Gaming, Glücksspiel und Medienwissenschaften. Dieser wies darauf hin, dass man sich vor allem am Nachbarn Belgien orientiert habe. Dort nämlich wird bereits seit Jahren intensiv am Wissensgebiet Glücksspiel geforscht. Die zentralen Aussagen speziell zum Thema Spielsucht waren:

  • Glücksspielsucht sei sowohl in allen sozialen Gesellschaftsschichten vorzufinden als auch in allen Altersklassen.
  • Speziell das Medium Internet biete aber innovative und effektive technische Instrumente an, um über Spielsucht aufzuklären und diese sogar zu identifizieren.
  • Gerade im Vergleich zum stationären Glücksspiel seien online sogar mehr Präventionsmöglichkeiten gegeben, um Spielsucht nachhaltig zu bekämpfen. Dazu zählt beispielsweise der digitale Selbstausschluss oder Links zu Hilfsinstituten.

Experten nehmen Online-Casino-Anbieter in die Pflicht

Doch auch wenn die Untersuchung relativ deutlich herausstellt, dass die oft angebrachten Risiken beim Online-Glücksspiel ganz und gar nicht aktuellen Erkenntnissen und Erfahrungen entsprechen, müsse sich intensiv mit dem Thema Glücksspielsucht auseinandergesetzt werden. Dies zumindest behauptet Fred Steuel, dem anderen Redner auf der Veranstaltung. Steuel ist Leiter der ersten niederländischen Klinik, die sich auf die Behandlung von Menschen mit Glücksspielsucht spezialisiert hat und den Namen Hervitas trägt. Während des Vortrags ging Fred Steuel im Detail auf physiologische und psychologische Prozesse ein, die im Gehirn stattfinden, wenn Personen an Glücksspiel teilnehmen. Auf Basis dieser Informationen sollen gesetzliche Regelungen in den Niederlanden gefunden werden, die von vornherein vermeiden, dass Niederländer einer allzu großen Gefahr ausgesetzt werden, wenn sie online im Casino spielen. Steuel verdeutlichte seine Ausführungen an einem Praxisbeispiel, um aufzuzeigen, welche Richtlinien einzuführen sind, bevor Online-Glücksspiel in den Niederlanden ab dem 01. Januar 2021 legal ist:

Ein in der Klinik behandelter Patient hatte über Jahre Schulden in Höhe von 25.000 Euro angehäuft, weil er spielsüchtig war. Zuvor hatte er mit nur einem Spiel 28.000 Euro in einem Online-Casino gewonnen. Der Casino-Anbieter hatte aber in seinen AGB festgelegt, dass höhere Gewinne nur in vergleichsweise kleinen Teilen ausbezahlt werden konnten. Der Patient war somit gezwungen, sich immer wieder in seinen Account einzuloggen. Hier wurde er vom Online-Casino mit offensiven Werbeaktionen dazu verleitet, sein gewonnenes Geld zu reinvestieren, bis alles verspielt war. Aus Frust über den Verlust und mit der Absicht, das verlorene Geld zurückzuholen, spielte er dann immer weiter, bis er hochverschuldet war.

Für Fred Steuel steht somit fest, dass Online-Glücksspiel in den Niederlanden durchaus und in vielerlei Hinsicht von Vorteil sein kann, sofern sich der Staat darüber bewusst ist, welche konkreten Risiken auf Spieler in Online-Casinos lauern. Zum einen müssten natürlich gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die beschriebene Methoden der Casino-Anbieter unterbinden. Zum anderen sei es aber auch notwendig, niederländische Glücksspieler in den kommenden Monaten transparent darüber zu informieren, worauf es zu achten gilt, wollen sie sich nicht der Gefahr einer Glücksspielsucht aussetzen. Insgesamt hat die Niederlande mit der Untersuchung auch für andere Länder in Europa, darunter auch Deutschland, in denen derzeit noch kontrovers über die Liberalisierung von Online-Glücksspiel gestritten wird, eine gute Vorarbeit geleistet – und zudem ein Informationspaket bereitgestellt, welches auch auf realen Erfahrungen und teils empirisch-wissenschaftlichen Untersuchungen basiert. Dieses hat nämlich bislang gefehlt.

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