besteonlinecasinos.co

Brasilien hemmt Sportwettenmarkt

Das für Sportwetten in Brasilien verantwortliche Ministerium SECAP plant, die rasante Entwicklung des Sportwettenmarktes per Gesetz zu entschleunigen. Da die Liberalisierung von Sportwetten im südamerikanischen Land erst im Januar Fahrt aufgenommen hatte, kommt dieser Entschluss für viele Brasilianer überraschend. Ein Blick auf den neuen Entwurf für das Lizenzierungssystem verrät jedoch, dass es der Regierung anscheinend darum geht, die Bedingungen besonders für brasilianische Sportwettenanbieter zu erleichtern. Doch es könnte auch andre Gründe geben.

Fußbälle mit brasilianischer und Schweizer Flagge im Dunkeln.
Der Fußball ist wichtigster Nationalsport in Brasilien und daher auch im Sportwettenbereich äußerst beliebt. (©jorono/Pixabay)

Ein langer Weg zur Liberalisierung von Sportwetten

Glücksspiel in Brasilien besitzt eine sehr lange und dynamische Historie. Zwar existieren beispielsweise Casinos bereits seit den Anfängen des 20. Jahrhunderts in Brasilien, das erste Verbot der Spielbanken wurde aber bereits 1946 durchgesetzt. Bereits damals war die Branche in Brasilien so groß, dass über 50.000 Menschen im Anschluss ihren Arbeitslatz verloren.

In jüngster Vergangenheit galt Brasilien als eines der wenigen Länder, in denen die Regierung keinerlei Anstalten zeigte, etwas am lukrativen staatlichen Glücksspielmonopol ändern zu wollen, auch wenn die Entwicklung spätestens seit der Digitalisierung auf eine Liberalisierung des globalen Marktes drängt.

“Es ist die wirtschaftliche Freiheit, die Bewegungsfreiheit. Genauso wie ich Mega-Sena [ein Produkt der staatlichen Lotterie, Anm. d. Red.] spielen kann, sollte ich in Casinos spielen können.”

Erst vor einigen Monaten hatte sich dies geändert. Trotz der für Brasilien nicht gerade geringen jährlichen Einnahmen durch staatliches Glücksspiel – diese sollen bei circa 15 Milliarden Real (ca. 3,2 Milliarden Euro) – wurden bereits im Januar dieses Jahres erste Gesetzesentwürfe formuliert, die offenbarten, dass zumindest einige brasilianische Politiker einer grundsätzlichen Liberalisierung nicht im Wege stehen.

Wie steht es um die Glücksspielregulierung in Brasilien? “Viele Jahre galt das brasilianische Gesetz als äußerst restriktiv, da es trotz offensichtlicher liberaler Entwicklungen auf dem globalen Glücksspielmarkt weiterhin versuchte, insbesondere ausländische Glücksspielanbieter, die über das Internet operieren, vom eigenen Glücksspielmarkt fernzuhalten. Wie auch in anderen Ländern führte diese Einschränkung zu einem enormen Wachstum des illegalen Marktes. Seit Jahren sind daher zwar Online-Casinos und Sportwettenanbieter in Brasilien vertreten, offiziell waren noch bis Ende 2019 aber ausschließlich Pferdewetten in Brasilien erlaubt.”

Streit über Einzelheiten im Gesetzestext zur Sportwettenregulierung

Eigentlich hätte alles ganz schnell gehen können, letztlich stand ein fertiger Gesetzestext zur Sportwettenregulierung bereits im Dezember 2019 zur Verfügung. Spätestens im März, so zumindest der ursprüngliche Plan der brasilianischen Regierung, sollte die endgültige Fassung verabschiedet werden. In diesem Fall hätten insgesamt 150 Sportwettenlizenzen an brasilianische und auch ausländische Sportwettenanbieter ausgegeben werden sollen.

Also alles geregelt, könnte man meinen. Wie das brasilianische Ministerium für öffentliche Ordnung, Planung, Energie und Lotterie (SECAP) nun aber verlauten ließ, sei dieser Plan bis auf weiteres hinfällig. Diese Einschätzung bezieht sich unterdessen nicht nur auf die geplante Verabschiedung des neuen Gesetzestextes im März, sondern auch auf den Inhalt. Wahrscheinlicher sei es, dass frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2020 damit gerechnet werden könne, einen fertigen Gesetzestext zur Sportwettenregulierung zu verabschieden.

Um welche Inhalte wird bei der geplanten Sportwettenregulierung in Brasilien gestritten? “Vor allem soll es um die Besteuerung von Einnahmen bei den Sportwettenanbietern gehen. Laut SECAP könnten die ursprünglich vorgesehenen Abgaben in Höhe von einem Prozent gekippt werden. Nach der letzten Zusammenkunft habe man sich auf einen Umsatzsteuersatz von drei Prozent für Online-Sportwetten und sechs Prozent für stationäre Wettgeschäfte geeinigt. Zudem wurde bekannt, dass die brasilianische Politik das Lizenzierungsmodell derart modifizieren wolle, dass Unternehmen aus Brasilien insbesondere steuerlich bevorzugt werden.”

Keine Chance für brasilianische Sportwettenanbieter?

Klar ist mittlerweile auch, dass das neue brasilianische Sportwettengesetz mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die ursprünglich beabsichtigten 150 Lizenzen ausgeben wird. Wie hoch die Anzahl der staatlichen Lizenzen nach neusten Beschlüssen sein soll, ist offiziell noch nicht bekanntgegeben worden, Experten vermuten allerdings, dass diese Zahl erheblich nach unten korrigiert werden könnte.

Die wenigen Sportwettenlizenzen sollen dann aber vor allem an brasilianische Anbieter ausgegeben werden, die angeblich leichtere Lizenzbedingungen erfüllen müssen. Was auf den ersten Blick danach aussieht, dass der Staat beabsichtigt, nationale Unternehmen zu schützen, entpuppt sich auf den zweiten Blick als gänzlich andere Absicht.

Vermutungen lassen nämlich verlauten, dass insbesondere die internationale Sportwettenlobby darauf dränge, die rechtlichen Rahmenbedingungen so zu beeinflussen, dass größere Anbieter – auch aus dem Ausland – gegenüber kleineren brasilianischen Sportwettenunternehmen wesentlich attraktivere Vorgaben vorfinden sollen, um den brasilianischen Sportwettenmarkt leichter dominieren zu können.

Diese Theorie wird auch dadurch untermauert, dass größere internationale Namen der Branche bereits Anteile brasilianischer Sportwettenanbieter erworben haben. Vor allem Juristen wie Neil Montgomery von der brasilianischen Kanzlei Montgomery & Associados kritisieren daher dieses Vorhaben der Regierung und sind überrascht. Wie es auf dem brasilianischen Sportwettenmarkt nun weitergeht, ist demnach wieder vollkommen offen.

“Wenn diese Entscheidung tatsächlich als offiziell bestätigt wird, wird dies einen Rückschritt bedeuten, da es sinnvoller gewesen wäre, so viele Betreiber wie möglich zu regulieren.”

zum Seitenanfang